So, Licht aus. Das war sie nun, die Maiwoche 2011. Zeit für einen kurzen Rückblick meinerseits.
Die Maiwoche ist das größte Volksfest Norddeutschlands und verwandelt jedes Jahr im Mai die Osnabrücker Innenstadt für (im Grunde genommen mehr als) eine Woche in eine riesige Partyzone. Auf Bühnen, die über das gesamte Innenstadtgebiet verteilt sind, treten sowohl lokale als auch teilweise internationale mehr oder minder bekannte Bands und Künstler Open-Air auf. Daneben gibt es eine Vielzahl von „Fressbuden“ und Getränkeverkaufsständen. Auch kleinere Straßenkünstler finden sich im Getümmel.
Vorweg: Ich finde die Maiwoche toll! Es findet sich wirklich für fast jeden Musikgeschmack etwas. Ansonsten lässt man sich einfach überraschen und findet vielleicht den ein oder andern neuen Act. So sind mir 2009 die mir bis dahin unbekannten „Monsters Of Liedermaching“ aufgefallen. Als sie dann 2010 erneut zur Maiwoche kamen, war es für mich ohne wenn und aber ein Pflichttermin 😉
Das Wetter spielt bei solchen Straßenfesten natürlich immer eine Rolle. Ich steh nicht so darauf, durchnässt irgendwo rumzustehen. Leider hat dieses Jahr das Wetter nicht immer mitgespielt. Es war teilweise sehr kalt, es hat an einigen Tagen auch ordentlich geregnet, doch die trockenen Tagen haben das wieder ausgeglichen. Gegen Kälte kann man sich warm anziehen und ein Regenschauer ist irgendwann auch wieder vorbei. Da ich in der Nähe der Osnabrücker Alt- und Innenstadt wohne, habe ich mit Freunden versucht möglichst jeden trockenen Abend auf der Maiwoche zu verbringen.
Im Gedächtnis ist mir zum einen „Feeling“ geblieben. Eine Kommilitonin von mir singt und spielt Klavier in dieser Band. Schon allein deswegen war der Auftritt selbstverständlich im Pflichtprogramm. Es waren aber auch wirklich schöne Interpretationen toller Songs. Vor der Bühne war es immer voll, es hat also nicht nur mir sehr gut gefallen. Absolut hörens- und empfehlenswert!
Auf der größten Bühne trat an dem Abend ebenfalls Kay Ray auf. Der aus dem Fernsehen bekannte Kabarettist ist schon sehr speziell. Er kommt gebürtig aus Georgsmarienhütte und hat in Osnabrück als Friseur gearbeitet und daher einen eindeutigen Lokalbezug zur Stadt. Auf der Maiwoche hat er einen Mix aus Kabarett und Musikeinlagen dargeboten. Also so wie man ihn kennt 😀 Mit schlüpfrigen Sprüchen, schwarzem Humor, spontaner situationsbezogener Komik und großartiger Musik konnte er die Masse, inklusive mir, begeistern. Mir hat es nämlich richtig gut gefallen.
Dann war da noch der Karaoke-Wettbewerb. Wir haben eine echt miserable Version von „Nothing Else Matters“ hören müssen. Dennoch hat der Junge sich nicht davon abhalten lassen, den Auftritt durchzuziehen. Das verdient zum einen Respekt, zum anderen drängt sich mir dann immer die Frage auf, wer ihm dazu geraten hat, vor Publikum zu singen. Vielleicht können wir auch einfach die fehlenden Monitorboxen für das Elend verantwortlich machen … wer weiß 😉
Zur Maiwoche gehört natürlich auch ein Maibock, ein untergäriges Starkbier. Frisch gezapft an dem überdimensionalen Bierfass-Stand auf dem Marktplatz, konnten wir dort dann auch auf der Marktplatzbühne der R&B Explosion lauschen. Der Auftritt war eine Kombination aus Saxophon, Gitarre und Orgel und hat nicht nur Blues-Fans erfreut. Vielleicht nicht unbedingt etwas, das ich mir privat stundenlang anhören würde. Aber es war eine gute Show zu schöner Musik.
Auf dem Rückweg hab ich dann noch ein bisschen Musik von Superstition mitbekommen. Dabei handelt es sich um eine Cover-Band. Abgesehen davon, dass Westernhagens „Sexy“ einfach von der Stimme nicht so zum Frontsänger passte, wussten die Jungs auf jeden Fall für ordentlich Stimmung zu sorgen.
Eines meiner persönlichen Highlights war wohl Casper. Von dem Rapper aus Bielefeld hatte ich vor einigen Wochen schon mal etwas in einem Musikmagazin gelesen. Deswegen musste ich ihn mir einfach ansehen. Und es war eine bombastische Stimmung vor der Bühne am Herrenteichswall. Sicherlich lag das zum einem an dem sehr jugendlichen Publikum, aber auch die Musik von Casper gefiel mir wirklich gut. Rapmusik hat ja dank vielen Klischees mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Aber Künstler wie Casper beweisen, dass es in dem Genre noch etwas anderes außer dem stupiden Gangsta-Rap gibt und beweist dies durch tolle Texte. Zudem konnte er das Publikum echt begeistern. Ein sehr schöner Auftritt, der ihm hoffentlich zu weitere Bekanntheit verhilft.
Internationalen Flair brachte The Boxer Rebellion aus London. Im Vorfeld des Auftritts hatte ich gelesen, dass sie bereits in David Lettermans US-LateNight-Show aufgetreten sind. Dementsprechend waren meine Erwartungen. Die Stimmung im Publikum war gut. Die Band, vor allem der Frontsänger, hat sich richtig Mühe gegeben, das Publikum zu begeistern. Bei mir ist der Funke nicht übergesprungen. Es war keine schlechte Musik. Das nicht. Es war sphärisch, psychedelic-Rock. Irgendwie sowas. Aber über (Musik-)Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Vielen anderen hat es richtig gut gefallen.
Auch mit der dänischen Band Veto trat eine nicht ganz unbekannte Band auf. Ich würde die Musik irgendwo bei Synthi-PopRock einordnen. Der Sänger hat eine interessante Stimme und die Beats gefielen mir. Ein „Highlight“ war es für mich persönlich aber nicht.
Am letzten Tag der Maiwoche habe ich mir noch Thirty Toes angeschaut/angehört. Die drei Musiker spielen Akustikversionen sehr bekannter Titel. Vor allem der Humor hat mir gefallen. So warf der Sänger immer wieder ein kleines Liederbuch in die Menge, mit der Aufforderung, die Leute sollen sich da einen Titel davon aussuchen. Und den haben sie dann auch gespielt 😀 Tolle Band!
Kulinarisch möchte ich lediglich die wirklich leckeren Crepes vom Stand am Theater erwähnen sowie die holländischen Pommes auf dem Domvorplatz, die ich auf dem Weihnachtsmarkt so vermisst habe 😀
Neben den großen Bühnenauftritten sind für mich auch die Straßenkünstler oft Highlights. Zum einen fällt mir da ein Maler ein, der mit Spraydosen, aus Zeitung ausgeschnittenen Schablonen und spitzen Metallwerkzeugen einzigartige Bilder erschafft. Bereits von weitem konnte man die Menschentraube sehen, denn es ist wirklich spannend zuzusehen, durch welche Techniken nach und nach die Details auf die Leinwand kommen. Richtig verblüffend!
Mein absolutes, unangefochtenes jährliches Highlight der Maiwoche ist Chris Paulson. Er war bereits 2009 und 2010 Teil meiner persönlichen Maiwoche und das fast jeden Abend. Sobald seine Gitarre, seine Mundharmonika und seine Stimme über die Lautsprecher zu hören ist, bleiben die Menschen stehen. Das ist echt faszinierend. Neben Songs von Bob Dylan, The Beatles oder Cat Stevens präsentiert er auch eigene Lieder. Für mich ist es auf jeden Fall jedes Mal ein schöner Ausklang des Abends gewesen und ich freue mich bereits auf nächstes Jahr, wenn er vielleicht wieder neue Songs mitbringt.
Auch wenn viele nörgeln, dass früher eventuell bekanntere Künstler auf der Maiwoche auftraten, so hatte die Maiwoche auch 2011 wieder einiges zu bieten. Wir Osnabrücker können sehr zufrieden sein, dass unsere Stadt ein derart großes Fest jedes Jahr organisiert. Ich freu mich auf 2012!