Unser Song für Malmö – Der Vorentscheid zum Eurovision Song Contest

Den Eurovision Song Contest 2012 gewann völlig verdient die junge Schwedin Loreen. Auch ich sah die Sängerin mit ihrem Hit „Euphoria“ damals klar als Favoritin. Am 18. Mai findet der 58. ESC dann also im schwedischen Malmö statt. Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen die deutschen Teilnehmer Lena Meyer-Landrut und Roman Lob in wochenlangen Castingshows gefunden wurden, findet dieses Jahr lediglich wieder ein einziger Vorentscheid statt. Für die Live-Sendung am 14. Februar 2013 wurden dafür bereits 12 Teilnehmer vorab ausgewählt, die am Valentinstag dann um die Gunst der Zuschauer- und Expertenjury buhlen dürfen.

Das genaue Procedere zur Bestimmung des Vorentscheid-Siegers ist ebenfalls neu. Neben einer Jurywertung und dem Zuschauervoting per SMS und Anruf, fließen auch sogenannte Radiovotings in das Gesamtergebnis ein. Der genaue Ablauf wird sehr schön auf der offiziellen Website zum Eurovision-Vorentscheid dargestellt, weswegen ich für genauere Informationen darauf verweise.

Ich habe mir alle 12 Beiträge angehört.

Die Videos sind unter http://ard-voting.de/esc/einslive einsehbar.

Meine Meinung zu den einzelnen Songs und Künstlern möchte ich hier mitteilen.

 

Die Favoriten
Cascada – Glorius
Die Dance-Pop-Gruppe um die Bonnerin Nathalie Horler kennt der deutsche Radiohörer und Clubgänger. Glorious ist sicherlich keine Überraschung, sondern vom typischen Cascada-Sound geprägt. Das kann ein Nachteil sein, denn nicht wenige werden mittlerweile etwas gelangweilt sein. Doch der Erfolg gibt Cascada recht! Meines Erachtens machen die gute Stimme von Horler und der wirklich gelungene Refrain den Beitrag zurecht zu einem der Favoriten. Vermutlich ist Glorious auch einer der modernsten Songs des Wettbewerbs und dürfte sich auch international sehr gut behaupten, sollten Cascada den Vorentscheid gewinnen.

Nica & Joe – Elevated
Zum Sieg bei X-Factor hat es im letzten Jahr nicht gereicht. Dennoch haben Nica & Joe vor kurzem ihr Album mit zahlreichen Coversongs veröffentlicht. Die beiden können singen. Ohne Zweifel. Meines Erachtens hätte Sängerin Nica alleine sogar mehr Chancen auf eine erfolgreiche Karriere. Dieses Duett ist jedoch eine sehr gelungene Ballade mit perfekt abgestimmten Gesangsharmonien. „Elevated“ nimmt mit Fortschreiten ordentlich Fahrt auf und wird passend durch Streicher, Klavier und Schlaginstrumente unterstützt. Vor allem die Mischung aus Pop und Oper dürfte international Interesse wecken und durchaus Siegchancen ermöglichen, weswegen Nica & Joe klar in die Favoritengruppe einsortiert werden sollten.

Mobilée – Littler Sister
Ein Schelm, wer Böses denkt. Doch es ist wirklich nicht ganz von der Hand zu weisen, dass hier starke Ähnlichkeiten zu Lena Meyer-Landrut bestehen. Ob gewollt oder ungwollt, sei erstmal dahingestellt. Die Sängerin ähnelt der deutschen Siegerin von 2010 nicht nur optisch, auch die Bewegungen sind auffallend lenaesk. Das kann ein bitterer Nachteil sein. Immerhin suchen wir definitiv keine zweite Lena. Doch das macht der Song in jedem Fall wieder wett. Denn musikalisch setzen Mobilée auf einen richtig tollen Pop-Song, bei dem es dank Clap-Rhythm und Banjo-Einsatz verdammt schwer fällt, nicht mitzutanzen oder sich zumindest mitzubewegen. Für mich ein klarer Favorit!

Finn Martin – Change
Kein ESC ohne einsamen Jungen mit Gitarre. Diese Rolle füllt in diesem Jahr – zumindest beim Vorentscheid – Finn Martin aus. Musikalisch erinnert mich sein Song insbesondere zu Beginn an „The Lumineers“. Wie dem auch sei. Guter Song, gute Stimme. Frischer Sound und ein einprägsamer Refrain. Könnte was werden.

 

 

Die Enttäuschung

Die Söhne Mannheims – One Love
Die Musikgruppe aus Badem-Würrtemberg wird insbesondere mit dem Namen Xavier Naidoos verbunden. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen und der Fall noch viel tiefer. Eine völlig beliebige und langweilige Darbietung. Weder der denglische-Sprachen-Mix, noch der aufgesetzte Jamaica-Akkzent können diesen Song retten. Allein der unüberhörbare Einsatz von Autotune ist eine Frechheit! Nur wenn die Söhne all ihre Fans mobilisieren können, hat dieser enttäuschende Beitrag überhaupt eine Chance als Sieger aus diesem Vorentscheid hervorzugehen. Schämt euch!

 

 

Die Chancenlosen
LaBrassBanda – Nackert
Musikalisch sehr interessant. Ein toller Beat, viele Tempowechsel, ein dominierendes Schlagzeug, das die Menge zum Tanzen bringt. Doch sobald der Sänger den Mund aufmacht, ist jegliche Magie weg. Schlimmstes Bayrisch, das vermutlich nicht einmal die Bayern verstehen. Schade, dass auf diese Weise jegliche Siegchancen zu nichte gemacht werden.

Saint Lu – Craving
Die Sängerin hat eine spezielle Stimme, die mir durchaus gefällt. Auch gibt es am Song wenig auszusetzen. Ganz nett. Wäre es nicht ein Beitrag für den ESC. Dafür reicht eine derart lahme Nummer leider vorne und hinten nicht. Schade. Da wäre eindeutig mehr drin gewesen.

Ben Ivory – The Righteous Ones
Mit dem genialen Bon Iver aus Kanada hat diese Gruppe bis auf die Gefahr der Namenstäuschung leider nichts zu tun. Was den Sound angeht, am ehesten noch mit Depeche Mode zu vergleichen. Der Electro-Pop-Song wurde mit ein paar Pseudo-Dubstep-Elementen angereichtert. Macht ihn letztlich aber auch nicht besser. Keine Chance.

Mia Diekow – Lieblingslied
Mein Lieblingslied wird es ganz sicher nicht. Ein ebenfalls belangloser, aber immerhin deutschsprachiger Pop-Song vom netten Mädchen nebenan. Die teilweise verzerrt, verfremdete Stimme irritiert. Im internationalen Wettbewerb unter Garantie chancenlos!

Die Priester & Mojca Erdmann – Meerstein, sei gegrüßt
What the heck? Die ohnehin völlig langweiligen Priester singen ihre Choräle nun gemeinsam mit einer Opernsängerin. Abgesehen davon, dass man kein einziges von den gesungen Wörtern versteht, besteht zudem die stetige Gefahr auf der Stelle vor dem Fernseher einzuschlafen. Schlimm.

Blitzkids mvt – Heart On The Line
Ich könnte den Song 100x hören und er bliebe mir nicht im Gedächtnis. Sehr beatlastiger Electropop. Und leider nicht einmal guter.

Betty Dittrich – LaLaLa
Der Songname ist hier wohl wörtlich zu verstehen: LaLaLangweilig. Als Hommage an die 60er gedacht, versinkt dieser Retro-Song meines Erachtens völlig in der Bedeutungslosigkeit. Es ist gar nicht so schlecht gesungen. Doch weder der Gesang noch die Melodie vermag mich zu überzeugen.

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